Unerwartet hatten wir keine Verkehrsprobleme auf der A 2, so dass wir bereits um 10.30 Uhr unmittelbar am Brandenburger Tor aussteigen konnten. Erwähnt werden muss allerdings, dass die Sicht auf die Wassermassen der Elbe bei Magdeburg schon bedrückend war. Tatsächlich ist das Ausmaß von Naturkatastrophen erst fassbar, wenn man vor Ort damit konfrontiert wird. Angekommen in Berlin ließen wir das fröhliche Treiben am Brandenburger Tor, verstärkt durch eine Demo von behinderten Menschen, auf uns wirken. Vor dem Hotel Adlon am Pariser Platz war dann „Showtime“ angesagt.
Wir „begrüßten“ den Ministerpräsidenten Sri Lankas, Herrn Mahinda Rajapaksa, der auf Staatsbesuch weilte. Unser Kontakt war jedoch nur sehr kurz, denn der Präsident musste zu Frau Merkel und wir unmittelbar in das Paul Löbe Haus, wo der Termin mit dem MdB Edathy vereinbart war. Dort angekommen gab es kein langes Warten. Sebastian Edathy stellte sich und seine Arbeit mit dem wichtigen aktuellen Schwerpunkt als Vorsitzender des NSU-Untersuchungsausschuss vor. Danach schilderte Peter, was unseren Sportverein kennzeichnet und was uns bewegt. Es war gut zu erkennen, dass der Abgeordnete an Peters Schilderungen, die auch Probleme und Belastungen wiedergaben, aber auch Lob, im Besonderen für die Übungsleiter des Vereins, beinhalteten, ehrlich interessiert war. Dieser Eindruck verstärkte sich bei uns, als Herr Edathy die Bedeutung unseres Besuchs sowie die Vielzahl anderer Bürgerkontakte für seine Arbeit als MdB hervor hob. Er führte dazu noch aus, dass er zwar nicht meine, dass der Bundestag in Berlin eine „Käseglocke“ oder ein „Raumschiff“ sei, dennoch habe für ihn der unmittelbare Kontakt zum Bürger eine große Bedeutung für eine vernünftige Politik. Mit dem Ende unseres Gesprächs begann der sportliche Teil unseres Besuchs.
Der MdB führte uns persönlich, was uns angenehm überraschte, im flotten Schritt über zahlreiche Treppen durch die unterirdische Verbindung aus dem Paul Löbe Haus in den Reichstag. Dort angekommen durften wir kurz einen Blick in das Plenum werfen, wo gerade eine Sitzung lief. Unsere Rallye führte uns dann, vorbei an dem Stimmkartenschrank der Abgeordneten, über den Sitzungssaal der SPD-Fraktion in ein großes Empfangszimmer mit Balkon.
Dort dürfen, so Edathy, normalerweise nur Staatsgäste unmittelbar auf das Brandenburger Tor schauen. Wenn es stimmt, dann Danke (!) Herr Abgeordneter für dieses Privileg. Teil 1 unserer Reise durch den Reichstag endete mit der Verabschiedung durch Herrn Edathy vor der Kantine, in der wir auf Staatskosten speisen durften. Das Essen war richtig gut. Auch den „Streit“ eines unserer Ehepaare darüber, ob zur Soße Bolognese Pommes Frites passen, konnten wir schlichten, die Pommes waren Nudeln! Gut gestärkt machten wir uns auf zu einem Schiffsanleger an der Spree. Bei extra gutem Wetter war auch diese besondere Stadtrundfahrt durch das Regierungsviertel und vorbei an anderen Sehenswürdigkeiten Berlins ein schönes Erlebnis. Unser Aufenthalt an der Spree endete mit einem Besuch in einer Strandbar. Die Musik war zwar nicht wirklich altersgerecht, weil laut und ziemlich schräg, dafür waren Essen und Trinken gut und reichhaltig. Ist schon erstaunlich, was sportliche Körper in kurzer Zeit so alles aufnehmen können. Jetzt ging es zum letzten Termin unseres Ausflugs, nämlich zur Besichtigung des Reichstags. Nach der perfekt organisierten Personenkontrolle vor dem Gebäude wurden wir von einem Referenten unmittelbar in das Plenum geführt. Wer jetzt staatstragende Ausführungen befürchtete, wurde mehr als angenehm überrascht. Der fast einstündige Vortrag war kurz gesagt perfekt. Tatsächlich lernten wir sehr viel über den Saalaufbau und über die wirklichen Abläufe im Parlament. Künftig haben wir auch Verständnis dafür, warum sich häufig selbst bei Abstimmungen nur wenige Abgeordnete im Plenum aufhalten.
Die Sitzungen im Parlament sind lediglich der „Showteil“, während die tatsächliche Arbeit und Abstimmung der Parteien in den Ausschüssen stattfindet. Abgerundet wurde unser Aufenthalt durch den obligatorischen Aufstieg zur Reichstagskuppel. Unsere Tagesreise endete in Erichshagen um 0.45 Uhr. Sie war anstrengend, aber klasse, da waren sich alle Teilnehmer einig. Das nächste Ziel der Reisegruppe soll das „Weiße Haus“ sein. Wieder mit dem Bus und auch für 40 Euro pro Person. Na, dann plan mal schön Peter, Du hast Dich doch angeboten.
Ulli Anding